… und schmeißen mit Tomaten.
10,7 Prozent hatte die Piratenpartei im Wahllokal Primo Levi Oberschule hier in Weissensee.
Weissensee: Au Backe! Wie Jens Balzer in der Berliner Zeitung einst sehr richtig bemerkte: “Das zweifellos uncoole Weissensee”. Das Ergebnis hat mich auch selbst überrascht. Die unvermeidliche Umfrage bei der Kinderbespaßung nach dem Urnengang ließ allerdings die Überraschung schon vorausahnen. Von vier befragten Müttern hatten vier(4!) wenigstens 2 ihrer 3 Stimmen den Piraten anvertraut. Wenn man in einer ganz wirklich uncoolen städtischen Jugendeinrichtung im Komponistenviertel schon eine absolute Mehrheit antrifft, der Linke und Grüne zu lasch geworden sind, sollte das uns allen zu denken geben.
Sicherlich hat das Ergebnis auch mit der Dynamik auf dem berliner Wohnungsmarkt zu tun. Dauernd begegnet man auf dem Spielplatz am Ententeich oder am Solonplatz mitteljungen Leuten, die es ganz toll finden, dass es im Komponistenviertel noch 80qm für nur 700 Euro gibt. In P-Berg sieht das gewissermaßen umgekehrt aus: 70qm für 800 E, mit Glück und lange Suchen. Und seitdem es hier draußen kurz vor Cottbus auch schon Internetz gibt, merkt’s ja auch keiner, dass die Module und Mockups nicht mehr aus dem WLan vom Balkon am Helmi gemailt sind.
So schöne Gestrüppe gibt es hier noch, am Volkspark Prenzauler Berg
in eigentlich doch Weissensee
So schöne Gestrüppe gibt es hier noch, am Volkspark Prenzaler Berg in eigentlich doch Weissensee
So hat es also wohl auch einige Angehörige Piraten-affiner Bevölkerungsgruppen in den schläfrigen Nordosten verdrängt. Die nachgerückten Gentries winken mit ein paar mehr Grünen-Prozenten aus der alten Heimat hinterher, ein paar Freunde der alternativen Seefahrt scheinen aber auch noch in der Innenstadt zu kreuzen: in Friedrichshain/Xberg verbucht die Piraterie stadtweit ungeschlagene 14 von Hundert. Richtig wenig haben die Piraten eigentlich nirgends, die geringsten Werte sind immer noch über 6%. Unter 7 sind sie nur an so obskuren Orten wie Steglitz-Zehlendorf, wo dann auch Sonstige wie die FDP noch auf sagenhafte 3% kommen.
Hier die ganzen Zahlen im Detail
Also haben sich entweder einzelne Filibuster und Filibuster-Familien dank Mietenboom in der Innenstadt auf das ganze Berlin ausgebreitet oder vielleicht hat sich auch die Filibustergesinnung als ansteckend erwiesen. Bei den in der oben genannten repräsentativen Umfrage befragten 5-6 mir persönlich bekannten Personen, handelte es sich um eigentlich ganz harmlose Mütter (sic! keine Männer, keine Informatikdiplome..), von denen mehr als die Hälfte schon seit Jahr und Tag hier draußen hinter dem S-Bahnring schmoren. Die haben noch beim letzten Mal Linke und Grüne gewählt und vielleicht sogar mal heimlich einen Sozi.
Schon um zu sehen, wie es weitergeht mit der Piraterie in Weissensee, wird es Zeit, dass das orangene Banner auch mal physisch flattert. Da es ja in ausreichend Köpfen schon ein Plätzchen zu haben scheint. In Weissensee gibt es zwar kaum eine für solche Zwecke adeaquate Schenke aber wenn es sein soll, kann man sich auch am Antonplatz neben den Späti-Kaisers setzen und sehen, ob es außer Stimmen für Piraten nicht doch auch hier Eingeborene gibt, die selbst auf große Fahrt gehen wollen.
By the pricking of my thumbs: something wicked this way comes…
Selbst am an sich ganz harmlosen Weissen See: By the pricking of my thumbs: something wicked this way comes...
